· 

Regelwissen

eigene Darstellung (modifiziert nach Walter, A. 2015)
eigene Darstellung (modifiziert nach Walter, A. 2015)

Transfer

 

Wir kennen aus dem christlichen Glauben die Pharisäer und deren Umgang mit den Regeln.

 

Als Jesus die Bergpredigt "hielt",

verdeutlichte er Vieles explizit.

 

Natürlich ist es zunächst hilfreich, ein gewisses Basiswissen zu verinnerlichen.

 

Erst muss ich die Regeln kennen.

Das allein ist bereits eine Herausforderung.

Doch, um angemessen zu handeln,

muss ich mein Wissen sozusagen mit den Rahmenbedingungen verschränken.

Im Umgang mit Menschen meint das, sich auf die Beteiligten einzulassen.

Die Situation der Menschen und deren Angehörigen, deren Umfeld zu erfassen und diese einzubringen.

 

Mir fällt hier stets die Handlungskompetenz Jesu ein,

als er die von den Menschen gewünschte Verurteilung der Ehebrecherin vorbildhaft "regeln" konnte.

 

Ja, es gab damals die Todesstrafe als gerechte Entscheidung für Frauen, die Ehebruch begangen.

Wie wir Menschen so sind, wollte die Menschengruppe auch direkt, dass das Urteil vollstreckt wird.

Wir Menschen haben eine gewisse Affinität, Bestrafungen für andere Betroffene zu fordern.

Unsere weltliche Gerechtigkeit halt, die eher nicht nach (liebevollen) Lösungen sucht.

Oft auch, ohne nähere Umstände zu kennen oder nachzufragen.

 

Feindselig töteten die damals Beteiligten die Frau bereits mit ihren Blicken aus Stein.

Vielleicht kennen auch wir das aus unserer (damaligen) Praxis in der katholischen Kirche.

Ich kenne (von damals) wenige oder gar niemanden(?),

denen gesagt wurde, wenn Du es nicht mehr tust,

weil Du verstehst, dass es nicht gut ist, wenn Du es bereust und nicht mehr tun möchtest,

bist Du auf dem richtigen Weg.

 

Denn Jesus weiß etwas viel Effektiveres, etwas, was wir (Nächsten-)Liebe nennen:

"Wer frei von Sünde ist, werfe den ersten Stein (...)."

 

In meiner persönlichen Auslegung stellt sich dies so dar:

Und doch heißt das nach wie vor nicht, Du darfst ehebrechen. Andere begehen doch auch Sünden.

Und damit ist es legitimisiert. Auf ein fröhliches weiteres Ehebrechen -

Nein. Nein. Nein.

Jesus meint aus meiner Sicht, dass die Frau die Ehe gebrochen hat und somit Sünderin ist,

wahrscheinlich wie so viele von uns, ja, ... 

Doch UNS Menschen gibt das nicht das Recht, sie auszugrenzen,

zu steinigen, zu verurteilen, mit Blicken zu töten.

ER, Jesus (im Auftrag des Vaters) zeigt auf, dass nicht das Todesurteil der Menschen vor Gott Gerechtigkeit bedeutet. Sondern, dass hier die eindeutige Botschaft ist:

Kehr um, Frau. Jeder Mensch, egal was geschah, kann umkehren. Tu das nicht weiter, wenn es schlecht ist.

Das ist die große Chance mit Gott verbunden zu bleiben. Wohl auch die Einzige? Gott allein weiß es.

(Es gibt einen Gott - und wir selbst sind es nicht.)

Wir sind jedoch Gottes Kinder :-)

 

Lasst uns unsere Anliegen vor Gott bringen, lasst uns das Sakrament der Beichte nutzen.

Dafür ist sie uns gegeben.

Dafür brauche ich einen Pfarrer, einen Geistlichen. Das ist sein Job. Sakramente in Jesu Namen zu spenden.

Lasst uns damit aufräumen, was schlecht in uns und an uns ist. Es geht um uns selbst.

(Nicht um die "bösen Anderen".)

Lasst uns bereuen, indem wir verstehen, was schlecht ist. Nicht aus Tradition. Nicht zum Schein.

Dafür brauchen wir unser Regelwissen, was wir auf uns und unsere Situation transferieren.

Lasst uns nicht unser schlechtes Tun wiederholen, lasst uns neu beginnen.

 

Dann können wir reinen Gewissens und Herzens zum Altar schreiten.

Und uns auf die Wandlung in der Eucharistie freuen, die da meint:

So, wie der Pfarrer, der Geistliche an Jesu Stelle "in persona Christi"

im Zentrum der Heiligen Messe die Hostie zum heiligen Leib Jesu wandelt,

den Wein im Kelch zum heiligen Blut Christi in die Gegenwart als Geheimnis des Glaubens wandelt,

so wollen auch wir uns wahrhaft versuchen, zu wandeln,

indem wir dieses oder jenes Schlechte mit der Beichte bereut

und durch Jesu Vergebung abgelegt haben. Und somit nicht mehr tun (wollen). Das ist der Punkt.

Amen.

Postkarte Benedikt XVI.
Postkarte Benedikt XVI.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0