(Bild: privat)
(Bild: privat)

Vorbereitung auf die Auferstehung durch den Weg des Leides

Via Dolorosa - der schmerzensreiche Weg

Jesu Kreuzweg

 

14 Stationen des Weges Jesu gedenken wir heute meist, wenn wir an die Verurteilung Jesu vor Pontius Pilatus erinnern, die mit der Hinrichtung zunächst endet. Eine Hinrichtungsart in dieser Epoche stellte die Kreuzigung dar. Verurteilte wurden an einen aufrechten (Holz)Pfahl mit oder ohne Querbalken gefesselt oder angenagelt. Die Verurteilten sollten nicht einfach nur sterben, gleichwohl ging es beim "Hängen" am "Kreuz" um einen ausgedehnten Prozess des Leidens. Erst im Jahre 313 nach Christi Geburt wurde in Europa diese Hinrichtungsart abgeschafft.

 

Zu Beginn erinnern wir mit der ersten Station an die Verurteilung. Im Zwiespalt scheint sich Pontius Pilatus zu befinden, als er das Urteil fällen soll. Ganz scheint er selbst nicht überzeugt zu sein. Die Bibel zeigt Folgendes auf:

 

 

Mt 27,18 Er wusste nämlich, dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte.

Das Evangelium nach Matthäus, Kapitel 27 – Universität Innsbruck (uibk.ac.at)

Matthäus 27:19 NGU2011: 

Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, ließ seine Frau ihm ausrichten:
»Lass die Hände von diesem Mann, er ist unschuldig!
Ich habe seinetwegen heute Nacht im Traum viel Schweres durchgemacht.«
NGU2011: Neue Genfer Übersetzung

 

Was hat dieser Jesus eigentlich getan, um ihn mit der Strafe der Hinrichtung zu verurteilen. Und mit dieser Verurteilung stand Jesus der Weg zur Hinrichtungsstätte bevor. Und dieser Weg, gesäumt mit Menschen, den gilt es zu betrachten.

"Ans Kreuz mit IHM"

Todesstrafe. Wofür eigentlich?

 

Mit der zweiten Station denken wir an die Prozedur, die auf diesen Urteilsspruch folgen musste: Jesus wurde durch die Soldaten des Statthalters den damaligen Gepflogenheiten ausgeliefert. Die Kleidung wurde Jesus genommen und, als Ausdruck der Verhöhnung wurde aus langen Dornen eine Art Kranz oder Krone geflochten. Dieser wurde Jesus auf sein Haupt gesetzt. Schließlich hatte er behauptet, König zu sein. Die langen spitzen Dornen bohrten sich schmerzhaft scharf in die Haut und bildeten bei jeder neuen Bewegung blutende Verletzungen. ER wurde verspottet, bespuckt, verhöhnt und war roher Gewalt ausgesetzt.

"Sei gegrüßt, Du König der Juden."

 

Mt 27,31

Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen.

Das Evangelium nach Matthäus, Kapitel 27 – Universität Innsbruck (uibk.ac.at)

Und ER nahm das schwere hölzerne Kreuz auf die Schultern. Das Holz, woran ER sterben sollte, musste ER nun bis zur Hinrichtungsstätte tragen.

Matthäus 27,27-31 | Einheitsübersetzung 2016 :: ERF Bibleserver

 

Mit der dritten Station denken wir daran, dass Jesus als Menschensohn unterwegs war:

Das Kreuz ist schwer, durch die Folter der Soldaten ist Jesus körperlich versehrt. Mit den scharfen Dornen auf seinem Haupt, dem zerschundenen Körper durch die Misshandlungen der Soldaten zeigt sich Jesus schwach, schwankt und fällt unter dieser Last. Sicher können wir uns vorstellen, wie die Kommentare der Menschen gewesen sein könnten. Hatte Jesus nicht gesagt, sein Reich ist nicht von dieser Welt? Warum konnte die Welt ihm dennoch soviel Leid antun? Oder gerade deshalb?

Jesaja 53,4-6 | Elberfelder Bibel :: ERF Bibleserver

 

Die vierte Station erinnert an Jesu Begegnung mit seiner leiblichen Mutter Maria. Sie befindet sich in der Menschenmenge, die den Weg begleitet. Wie würde es uns ergehen, wenn wir unser Kind auf dem Weg zur Vollstreckung der Todesstrafe sehen? Wenn wir Leid und Gewalt massiv miterleben und erfahren und es scheint, wenig bis kaum etwas dagegen ausrichten zu können?

Den Sohn bewusst leiden zu sehen und dieses Leid bewusst auszuhalten. Und, wer, wenn nicht Jesu Mutter Maria wusste sehr genau, dass dieser Menschensohn unschuldig war? Sie hatte IHN als Kind durch Gott empfangen, zusammen mit Josef aufgezogen. Sie "erlebten" das Wesen Jesu. Maria kannte Jesu Ursprung.

Lukas 2,34-52 | Elberfelder Bibel :: ERF Bibleserver

Wie ist es, zu wissen, hier wird die Todesstrafe an einem völlig Schuldfreien praktiziert? Und, nie ist es nur ein Todesurteil, was vollzogen wird. Gleichwohl liegt es in unserer menschlichen Natur, dieses Urteil mit menschlicher Verachtung zu begleiten. Es reicht uns nicht, zu wissen, dass unserem Wunsch nach einer Strafe entsprochen wird. Wir tragen grausam dazu bei, das Leid zu verschlimmern. Jeder auf sein Art und Weise mit seiner individuellen Haltung, die sich in unseren Handlungen am Wegesrand deutlich zeigt.

 

In der fünften Station denken wir an die Präsenz der Soldaten.

Sie zwingen einen Mann am Weg, Simon, Jesus beim Tragen zu helfen.

Matthäus 27,32 | Elberfelder Bibel :: ERF Bibleserver

Sicher war Jesus als Menschensohn geplagt von Schmerzen und Schwäche, die zunehmend sichtbar wurden. Möglicherweise gab es die Befürchtung, ER würde den Weg nicht schaffen und vorher sterben.

 

 Die sechste Station zeugt von einer mutigen Frau, die sich vor der gewaltigen Präsenz der Soldaten nicht fürchten kann. Klar hat auch sie Angst. Doch weiß sie, irgendetwas möchte sie beitragen. Sie tut, was sie tun muss - helfen, auch, wenn Gefahr und Strafe dafür drohen. Heute kann Gefahr bedeuten, ausgegrenzt zu werden. Weil wir Menschen beistehen, die wenig Ansehen in der Gesellschaft erlangen, können uns Menschen mit Ignoranz und non- und paraverbaler Gewalt begegnen. Und, wenn es auch nur eine Geste sein kann: Veronika reicht Jesus ein Tuch, mit dem ER Blut und Schweiß tilgen kann. SEIN Antlitz wird mit diesem Tuch berührt und es verschafft sicher kurzzeitig Linderung in all dieser von Rohheit und Gewalt geprägten Atmosphäre.

Psalm 27,8-9 | Elberfelder Bibel :: ERF Bibleserver

 

Mit der siebten Station erinnern wir erneut an Jesu Rolle als Menschensohn. Der Weg des durch menschliche Gewalt geschwächten Menschensohnes hin zu seiner Todesstätte, nach Golgota, dem Willen des Vaters folgend, mit der schweren Last des Kreuzes - erinnert an die unmenschliche Schwere der Situation.

Klagelieder 3,1-66 | Elberfelder Bibel :: ERF Bibleserver

Wir haben IHN verurteilt, wir verfolgen seinen Leidensweg mit Schmähungen. Wir sehen zu, wie Jesus erneut hinfällt.

Hat alles keinen Sinn?

Helfen wir ihm auf? Sehen wir zu? Wie sieht unser Umgang hiermit aus?

Würden wir es wagen, aus der Menschenmenge heraus zu treten und, wenn es möglich wäre, Jesus zu umarmen? Einfach die Last mitzutragen? Mit dem Bewusstsein, von den Soldaten, die dafür autorisiert waren, mit Gewalt oder gar physischem Tod dafür belohnt zu werden?

Distanzieren wir uns von Jesus? Für unseren eigenen Status und unser weltliches Ansehen?

Wollen wir für die Welt in einem guten Licht erscheinen, indem wir uns dem Urteil der Mehrheit anschließen?

Das ist doch demokratisch, oder?

Gehen wir dem Leid aus dem Weg, indem wir für das Ansehen der Welt einen gewissen Schein wahren?

Nur wenige von uns erinnern sich an Jesu Worte, doch die wenigen, die hiernach handeln, verschaffen kurz den Blick ins Himmelreich. In den Raum, von dem Jesu Worte handeln. 

 

Die achte Station zeigt in der Begegnung mit den trauernden Frauen den ganzen Ernst der Situation. Jesus verdeutlicht, dass sie um sich und ihre Kinder trauern sollen, nicht um ihn.

 

Mit der neunten Station gedenken wir dem erneuten Fallen Jesu. Golgota kommt näher.

 

Matthäus 27,33-36 beschreibt die zehnte Station. 33 Und als sie an einen Ort gekommen waren, genannt Golgatha, das heißt Schädelstätte, 34 gaben sie ihm mit Galle vermischten Wein zu trinken; und als er ihn geschmeckt hatte, wollte er nicht trinken. 35 Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider, indem sie das Los warfen. 36 Und sie saßen und bewachten ihn dort (Matthäus 27,33-36 | Elberfelder Bibel :: ERF Bibleserver)

 

Mit der elften Station gedenken wir der Kreuzigung. Das Kreuz Jesu bekommt eine Aufschrift: Jesus von Nazaret, König der Juden. Vielleicht kennen wir aus unserem Alltag Menschen, die, wann immer bereits Jemand leidet, gern spotten und höhnen. "Wenn Du Gottes Sohn bist, dann hilf Dir doch selbst." Ähnliche Inhalte könnten Menschen formuliert haben, während sie die Hinrichtung begleiteten: anderen hat ER geholfen, warum kann er sich nicht selbst helfen? Oder: ... wenn er vom Kreuz steigt, werden wir an IHN glauben ....

Doch Gottes Plan ist stets anders, als wir denken können. 

 

Die zwölfte Station gedenkt an Jesu Sterbestunde am Kreuz. 

 

Mk 15,25 Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten.

Der Tod Jesu

 
Mk 15,33 Als die sechste Stunde kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde.

Das Evangelium nach Markus, Kapitel 15 – Universität Innsbruck (uibk.ac.at) (08.03.2023)

 

Mit der 13. Station erinnern wir uns daran, dass ein Jünger Jesu dafür sorgte, dass Jesus ein Grab bekam. Er wurde vom Kreuz abgenommen und Josef von Arimathäa kümmerte sich um den Leib Jesu.

Mk 15,43 ging Josef von Arimathäa, ein vornehmer Ratsherr, der auch auf das Reich Gottes wartete, zu Pilatus und wagte es, um den Leichnam Jesu zu bitten.  
Mk 15,44 Pilatus war überrascht, als er hörte, dass Jesus schon tot sei. Er ließ den Hauptmann kommen und fragte ihn, ob Jesus bereits gestorben sei.  
Mk 15,45 Als der Hauptmann ihm das bestätigte, überließ er Josef den Leichnam.

Das Evangelium nach Markus, Kapitel 15 – Universität Innsbruck (uibk.ac.at) (08.03.2023)

 

Joh 19,38 Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur heimlich. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab.

Das Evangelium nach Johannes, Kapitel 19 – Universität Innsbruck (uibk.ac.at) (08.03.2023)

Die 14. Station gedenkt der Grablegung Jesu. 

 

Mk 15,46 Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes.  
Mk 15,47 Maria aus Magdala aber und Maria, die Mutter des Joses, beobachteten, wohin der Leichnam gelegt wurde.

117. Wer ist für den Tod Jesu verantwortlich?

595-598

Die Passion und der Tod Jesu können weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den danach geborenen Juden anderer Länder und Zeiten zur Last gelegt werden. Jeder einzelne Sünder, das heißt jeder Mensch, ist Urheber und Vollstrecker der Leiden der Erlösers.

Diese Schuld trifft vor allem jene, die wiederholt in die Sünde zurückfallen oder sich in Lastern vergnügen,

vor allem, wenn sie Christen sind.

Katechismus der Katholischen Kirche - Kompendium (vatican.va) (11.03.2023)

119. In welcher Weise hat Christus sich selbst dem Vater dargebracht?

606-609

Das ganze Leben Christi ist eine freiwillige Opfergabe an den Vater, um dessen Heilsratschluss zu erfüllen. Er gibt sein Leben hin „als Lösegeld für viele“ (Mk 10, 45), und so versöhnt er die ganze Menschheit mit Gott. Sein Leiden und Sterben zeigen, wie seine Menschennatur das freie und vollkommene Werkzeug der göttlichen Liebe ist, die das Heil aller Menschen will.

 Katechismus der Katholischen Kirche - Kompendium (vatican.va) (11.03.2023)